50 Jahre Verein Oberwallis Verkehr und Tourismus (OVT)

1959 muss ein ganz spezielles Jahr gewesen sein. Die sowjetische Weltraumsonde Lunik II überträgt die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes und an der zentraljapanischen Küste richtet der Taifun Vera die grössten Schäden des Jahrhunderts an. Das Schweizer Volk lehnt die Einführung des Frauenstimmrechts ab und bei der Bundesratswahl wird die Zauberformel bestätigt. In Luzern wird das Verkehrshaus eröffnet und in Winterthur findet die Europameisterschaft der Schützen statt. Der SC Bern wird Eishockeymeister und Karl Schranz gewinnt die Lauberhorn Abfahrt. Friedrich Dürrenmatt erhält in Mannheim den Schillerpreis und die Schweizer Filme Hinter den sieben Gleisen und Der Mustergatte feiern Premiere. In Chur gründet Peter Zinsli seine Kapelle Churer Ländlerfründe und kurz vor Weihnachten beginnt der Siegeszug des Liedes sTräumli von Christian Boss aus Grindelwald. Und schliesslich der Höhepunkt des Jahres 1959: Am 14. Februar wird in Brig der Fremdenverkehrszirkel Oberwallis gegründet.

Gründer und erste Vorstandsmitglieder waren:

  • Hubert Bumann, Saas Fee
  • Paul Guntern, Siders
  • Alois Imhasly, Fiesch
  • Innozenz Lehner, Lötschental
  • Gustav Michlig, Naters
  • Alfons Sieber, Brig
  • Theo Welschen, Zermatt

Als offizieller Grund für die Gründung des Fremdenverkehrszirkels Oberwallis wurde einzig angegeben, dass sich zwischen den einzelnen Verkehrsvereinen und Transportunternehmungen eine bessere und rationellere Zusammenarbeit aufdränge.

Wie der damalige Sekretär Alexander Chastonay aber festgehalten hatte, gab es noch einen anderen, einen inoffiziellen, einen aus seiner Sicht viel wichtigeren Grund.

Denn am 12. November 1947 wurde durch ein grossrätliches Dekret der Walliser Verkehrsverband gegründet. Ein Verband, dessen Tätigkeit sich über das gesamte Kantonsgebiet erstrecken sollte.

Bald habe sich herausgestellt, so Chastonay, dass im Verband nur oder fast nur der französischsprachige Teil des Kantons zählte. Der Präsident, der grösste Teil des Vorstandes und der Direktor waren Welsche. Dies, obwohl das Oberwallis den Hauptharst an Einnahmen beibrachte. Nationalrat Moritz Kämpfen, damaliges einziges Vorstandsmitglied des Walliser Verkehrsverbandes, hatte den Eindruck, dass die Tätigkeit des Verbandes bei der Raspille aufhörte und unterstützte deshalb die Gründung des Fremdenverkehrszirkels Oberwaliis.

Die neu gegründete Organisation übernahm als Hauptziel die Verpflichtung, dafür besorgt zu sein, dass das Oberwallis aufgrund seiner – eben höheren – Beiträge im Walliser Verkehrsverband Einsitz und Stimme erhalte.

Seither sind 50 Jahre durch das Land gezogen. Aus dem Fremdenverkehrszirkel Oberwallis wurde die Vereinigung Oberwalliser Verkehrsinteressenten, aus dieser die „Vereinigung Oberwailiser Verkehr und Tourismus und seit der heutigen Generalversammlung sind wir offiziell der Verein Oberwallis Verkehr und Tourismus.

Aber nicht nur der Name, sondern auch der Zweck und die Ziele haben geändert. So hat sich unser Verein in den vergangenen 50 Jahren insbesondere eingesetzt für

  • gute Verkehrsverbindungen im Oberwallis
  • qualitativ hochstehenden und nachhaltigen Tourismus
  • korrekte Finanzierung des öffentlichen Verkehrs
  • die NEAT durch den Lötschberg
  • die Wiederaufnahme des Autoverlads durch den Simplon
  • günstigere Verladegebühren an der Furka, am Lötschberg und am Simplon
  • den Ausbau und Unterhalt der Passstrassen
  • die Klassifizierung des Hauptstrassennetzes
  • die sichere Erschliessung der Seitentäler
  • den Weiterausbau der Autobahn bis nach Brig
  • die Umnutzung der ehemaligen Militärflugplätze
  • den Erhalt der Gebirgslandeplätze
  • den Bau der Autobahnraststätte im Oberwallis
  • den gerechten zweisprachigen Markenname Wallis/Valais

Die VOV, heute OVT, hat mitgewirkt bei der Erarbeitung des Tourismusgesetzes von 1996 und 2008, des Gastgewerbegesetzes, des Seilbahngesetzes und des Gesetzes über die Tätigkeit der Bergführer, Skilehrer und Wanderleiter.

Durch seinen Geschäftsführer ist der OVT in der Kantonalen Fahrplankommission und in der Kommission für den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland vertreten.

Unser Verein hat sich stets bemüht, sich für die Lösung von verkehrs-und tourismuspolitischen Problemen einzusetzen. Er hat Einfluss genommen bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb von grossen und wichtigen verkehrstechnischen und touristischen Infrastrukturen. Er hat mitgeholfen, dass das Wallis, die Sonnenstube der Schweiz, ins europäische Hochgeschwindigkeitsnetz integriert wird. Er hat aktiv in der Regio Sempione, der Pro Nufenen und der IG Alpenpässe mitgearbeitet. Er hat die Bestrebungen, die öffentlichen Verkehrsmittel besser an die Bedürfnisse der Benutzer anzupassen, unterstützt und sich mit Beharrlichkeit stark gemacht für die Realisierung ambitiöser Bauvorhaben.

Es ist unbestritten, dass das Oberwallis in den letzten fünf Jahrzehnten sowohl in der Verkehrsinfrastruktur als auch im Tourismus grosse Veränderungen durchgemacht hat. Die VOV, jetzt OVT, hat diese Entwicklung nicht nur mitgetragen, sondern wesentlich mitgeprägt und massgeblich beeinflusst.

Auch in den kommenden 50 Jahren werden Oberwalliser Probleme den OVT beschäftigen. Einige werden gelöst, andere bleiben erhalten. Im permanenten, engen Kontakt zu den Behörden, Transportunternehmungen, Berufs- und Fachverbänden sowie Tourismusorganisationen, wollen wir in Zukunft unsere Anstrengungen noch verstärken und vermehrt beeinflussen.

Der OVT feiert heute ein Jubiläum. Er wird 50 Jahre alt. Viele von uns sind mit diesem Verein seit Jahren eng verbunden. Dieser besondere Anlass gibt uns Gelegenheit zurückzublicken in die Geschichte, zurückzublicken in Zeiten, die wir miteinander erleben durften. Erinnerungen werden wach. Persönliche Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, die bei vielen unter uns ein Stück der eigenen Biographie wurden.

Wer 50 Jahre alt ist, hat viel erlebt. Das gilt für Menschen – und das gilt auch für den Verein Oberwallis Verkehr und Tourismus. Wenn ich mich hier im Kreis herum sehe, finde ich viele vertraute Gesichter. Persönlichkeiten, die mit dem OVT reif, ja sogar alt geworden ist. Dort vorne beispielsweise unser einziges, noch lebendes Gründungsmitglied Hubert Bumann. Er steflt ein Stück lebendige Geschichte unseres Vereins dar.

Ich hoffe und wünsche, dass in 50 Jahren mein Nachfolger in seiner Rede zum 100. Jubiläum des OVT, mit ebensoviel Stolz auf die geschaffenen Werte und Traditionen zurückblicken kann, wie ich das heute tun kann.

Meinen Vorgängern
Paul Guntern
Andre Werlen
Innozenz Lehner
Adolf Anthamatten
Paul-Bernhard Bayard
Rolf Escher
sowie allen Vorstandmitgliedern, den Geschäftsführern, den Politikerinnen und Politikern, unseren Gesprächs- und Verhandlungspartnern, danke ich für ihren grossen Einsatz im Dienste unseres Vereins und zum Wohle des Verkehrs und des Tourismus in unserem Land. Besonders danke ich unseren geschätzten Mitgliedern für ihre Treue und hoffe, dass noch weitere zu uns stossen werden.

Je zahlreicher wir sind, desto stärker werden wir. Unsere Stimme wird lauter und wichtiger, sie wird gehört. Unsere Anliegen werden ernst genommen, unsere Durchschlagskraft wird spürbar. All das, sowie die Unterstützung und das Verständnis unserer Politikerinnen und Politiker auf kommunaler, regionaler, kantonaler und nationaler Ebene und Sie alle, meine sehr verehrten Damen und Herren sind sehr wichtig für das Gestalten einer hoffnungsvollen Zukunft für das Oberwallis.

Es lebe das Oberwallis! Es lebe sein Verein Verkehr und Tourismus!

10. September 2009 / Herbert Volken, Präsident OVT